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07.09.2005

Magenta: Die junge Farbe außerhalb des Regenbogens

Erst mit der synthetischen Herstellung eines rosa Pigments vor 150 Jahren wurde die Farbe populär

Magenta: Einige Blüten wie die der Malve tragen diese Farbe. Im Druck und in der Fotografie ist Magenta seit langem ein Begriff, ist es doch eine der Grundfarben des Vierfarbendrucks: Das "M" in der Buchstabenkombination CMYK steht für Magenta. Und doch taucht die Bezeichnung sowohl in der Umgangssprache als auch in der gehobenen Sprache und Dichtung nur selten auf. Geläufigere Bezeichnungen für den Farbton sind dagegen "purpur" oder "pink" in der Mode. Erst mit der Telekom, die Magenta zur Hauptfarbe ihres Erscheinungsbildes gewählt hat, hat sich der Begriff fest in den Köpfen der Menschen verankert.

Magenta ist eine Farbe, die in der Natur häufig vorkommt. Doch da sich der Farbton erst seit 150 Jahren künstlich herstellen lässt, hat die Farbe erst spät auch kulturelle Bedeutung erlangt.

Magenta ist eine Farbe, die in der Natur häufig vorkommt. Doch da sich der Farbton erst seit 150 Jahren künstlich herstellen lässt, hat die Farbe erst spät auch kulturelle Bedeutung erlangt.

Magenta ist eine Farbe, die häufig als künstlich empfunden wird.

Magenta ist eine Farbe, die häufig als künstlich empfunden wird.

 

Die Geschichte der Farbe Magenta beginnt vor rund 150 Jahren mit einer Zufallsentdeckung des damals erst 18 Jahre alten Engländers William Henry Perkin. Dieser suchte im Jahr 1856 eigentlich nach einem Verfahren, um das Malariamittel Chinin synthetisch herzustellen. Stattdessen produzierte er bei der Oxidation von Anilin, einer hochgiftigen Substanz aus Steinkohlenteer, den ersten künstlichen Farbstoff, das "Mauvein". Drei Jahre später gelang Chemikern dann die erste Synthese von Magenta. Namensgeber war die italienische Kleinstadt Magenta in der Lombardei, wo 1859 Frankreich und Österreich in der gleichnamigen Schlacht zusammentrafen.

Magenta gehört ebenso wie Mauvein zu den so genannten Teer- oder auch Anilinfarben. Die Synthese dieser Farbstoffe war ein wichtiger Fortschritt der industriellen Revolution: Erstmals konnten Textilfarben in großem Maßstab hergestellt werden. Die Färber waren nicht mehr auf Naturfarben beschränkt, deren Gewinnung mühsam und Zeit raubend war. Zudem wäre es gerade bei der Farbe Magenta schwierig gewesen, sie aus natürlichen Quellen zu gewinnen: Denn trotz Blüten wie denen der Malve gibt es in der Natur keinen einzelnen magentafarbenen Farbstoff oder ein entsprechendes Pigment. So spielt Magenta auch beispielsweise in der Malerei vor seiner synthetischen Erzeugung kaum eine Rolle.

Auch im Regenbogen, der alle Spektralfarben enthält, fehlt Magenta. "Die Farbe außerhalb des Regenbogens", wie sie teilweise genannt wird, ist also keine reine Farbe oder Spektralfarbe. Das bedeutet, dass Magenta keiner einzelnen Wellenlänge zugeordnet werden kann – was wiederum heißt, dass es keinen magentafarbenen monochromatischen Laserstrahl geben kann. Um magentafarbenes Licht herzustellen, muss daher eine Mischung aus blauem und rotem Licht erzeugt werden, die jeweils am entgegengesetzten Ende des Spektrums von sichtbarem Licht liegen.

Heutzutage ist Magenta in der Druckkunst nicht mehr wegzudenken. Die meisten Tintenstrahldrucker arbeiten beispielsweise mit dem CMYK-Farbmodell. Es basiert auf der subtraktiven Farbmischung, zu deren Grundfarben neben Cyan und Gelb (Yellow) eben auch Magenta gehört. Unter zusätzlicher Verwendung von Schwarz lassen sich durch die Kombination alle Druckfarben erzeugen. Im Gegensatz dazu wird bei Bildschirmen oder Videoprojektoren oft das so genannte RGB-Modell verwendet, das auf der additiven Farbsynthese basiert. Als Grundfarben werden hier Rot, Grün und Blau eingesetzt. Magenta entsteht durch die Addition von Rot und Blau und wird daher als additive Sekundärfarbe des RGB-Farbsystems bezeichnet.

Doch noch in einer weiteren Sparte spielt die Farbe eine wichtige Rolle: in der Psychologie. Farbpsychologen verbinden mit Magenta Eigenschaften wie Idealismus, Dankbarkeit und Mitgefühl, gleichzeitig jedoch auch Arroganz und Herrschsucht. In der Mode gilt Magenta als eine sanfte Farbe, die gleichzeitig aber auch etwas dominant wirkt. Auch die Signalwirkung dieser Farbe ist stark ausgeprägt – sei es als Rockfarbe oder als Hintergrund einer Internetseite.

Zu juristischer Berühmtheit gelangte Magenta schließlich 2001 durch die Telekom, als der Telefonkonzern einen Online-Buchladen verklagte, der die Farbe in Anzeigen und im Internet verwendete. Die Telekom begründete ihr Vorgehen damit, dass eine Verwechslungsgefahr zwischen beiden Unternehmen bestehe. Doch der "Rosa Riese", wie das Unternehmen von Börsianern manchmal auch genannt wird, scheiterte im März 2002, der Buchladen durfte die Farbe weiterhin verwenden. Ein Jahr später gewann der Konzern allerdings doch noch, diesmal gegen den Konkurrenten Mobilcom: Der Bundesgerichtshof untersagte Unternehmen der Telekommunikationsbranche generell die Nutzung von Magenta zu Werbezwecken.