02.06.2004
Nilpferde "schwitzen" orange-rote Sonnencreme
Selbstgemachter Schutzfilm ist nicht nur bunt, sondern auch antiseptisch
Nilpferde sondern ein schweißähnliches farbiges Sekret ab, das gleichzeitig als Sonnenschutz und zur Abwehr vor Erregern dient. Das haben japanische Forscher entdeckt. Das Sekret hilft den Flussbewohnern dabei, die Körpertemperatur zu regulieren und enthält orange und rote Pigmente, die ihre Haut einfärben und vor schädlicher UV-Strahlung schützen.
Produziert wird der zähe Schleim in Drüsen unter der Haut der Flusspferde. Wenige Minuten nach der Sekretion färbt sich die zunächst farblose schweißähnliche Flüssigkeit rot. Auf der Hautoberfläche behält sie für einige Stunden ihre Farbe, bevor sie zu weniger ansehnlichen braunen Feststoffen zerfällt. Ähnlich wie Schweiß hilft das Sekret den Tieren dabei, die Körpertemperatur zu regulieren. Doch es hat noch weitere praktische Eigenschaften.
Die Chemiker von der Keio-Universität in Yokohama konnten aus dem alkalischen Schleim zwei erstaunlich saure Pigmente isolieren, die für die ungewöhnliche Farbreaktion verantwortlich sind: Den roten Farbstoff nannten die Wissenschaftler Hipposudorische Säure (Hippo = Nilpferd, Sudor = Schweiß), den orangen Norhipposudorische Säure. Beide können ultraviolette Strahlung effektiv abschirmen. Das rote Pigment hat zudem antibiotische Eigenschaften. Bereits in sehr geringen Konzentrationen weit unter denen im natürlichen Schleim hemmt es das Wachstum von Krankheitserregern.
Als Sonnenschutz für die menschliche Haut wird sich antiseptische orangerote Nilpferd-Sonnencreme wohl allerdings nicht durchsetzen können: Isoliert sind die Farbstoffe sehr instabil und zerfallen in kurzer Zeit. Wenn sie aber auf der Haut der Tiere eintrocknen, bleibt ihre Färbung eine Zeit lang stabil. Auf der Nilpferdhaut wird die Farbe offenbar durch einen bisher unbekannter Faktor im Körpersekret stabil gehalten, mit dem sie gewöhnlich ausgeschieden wird. Diesen stabilisierenden Effekt wollen die Wissenschaftler noch erforschen.
Weitere Informationen:
Kimiko Hashimoto und seine Kollegen veröffentlichen ihre Forschungen über die Nilpferdpigmente in der Fachzeitschrift "Nature" (Bd. 429, S. 363). »