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06.05.2009

Pferde: Aus braun wurde schwarz und schließlich scheckig

Forscher schließen aus der Fellfarbe auf den Beginn der Tierzucht

Schimmel, Schecken, Füchse, Braune, Falben und Schwarze: Die Pferdezucht hat eine große Vielfalt von Fellfarben hervorgebracht. Ursprünglich waren die Steppentiere wohl braun bis schwarz – erst durch Mutationen und die gezielte Auswahl durch den Menschen verbreiteten sich auch andere Farben. Anhand genetischer Analysen fossiler Pferdeknochen ist es Wissenschaftlern nun gelungen, diese Entwicklung nachzuzeichnen. Der Mensch begann demnach vor rund 5.000 Jahren, Pferde zu domestizieren, und schon vor etwa 2.600 Jahren war nahezu die Vielfalt an Farben entstanden, wie sie heute bekannt ist.

Braun ist wohl die Urfarbe der Pferde im eurasischen Raum – erst mit der Zucht verbreiteten sich andere Fellfarben. Foto: Jenzig 71, Photocase.com
Foto: Jenzig 71, Photocase.com

Bei den Pferden, die vor 14.000 Jahren über die Steppen Sibiriens, durch Mitteleuropa und über das Hochland der Iberischen Halbinsel zogen, dominierten noch Brauntöne. Das entdeckten Arne Ludwig vom Leibniz-Institut für Zoo- und Wildtierforschung (IZW) in Berlin und seine Kollegen, als sie Knochenproben von Pferden aus dieser Zeit analysierten. In der DNA dieser Wildpferde fanden die Wissenschaftler keine Genvariationen, wie sie für weitere markante Fellfarben typisch sind. Vor etwa 7.000 Jahren müssen dann auch Tiere mit schwarzem Fell aufgetaucht sein. Der Mensch war an dieser Entwicklung wohl noch nicht beteiligt, erklären die Forscher: Vielmehr könnte ein schwarzes Fell in den Wäldern des der Iberischen Halbinsel und Mitteleuropas eine bessere Tarnung ermöglicht und damit einen evolutionärer Vorteil gebracht haben. In den offenen Steppen Sibiriens gab es damals hingegen noch keine schwarzen Tiere.

Schlagartig änderte sich jedoch das Bild vor rund 5.000 Jahren: In Sibirien und Osteuropa tauchten kastanienbraune Pferde auf, außerdem auch die ersten Tiere mit typischen Schecken-Genen, die sich in den folgenden Jahrhunderten schnell verbreiteten. Bereits gut zwei Jahrtausende später, vor etwa 2.600 bis 2.800 Jahren, verzeichnen die Forscher eine große Vielfalt farbtypischer Genvarianten. Noch heute bekannte Färbungen wie "Sabino" mit weißer Blesse und weißen Fellstellen an Körper und Beinen und "Tobiano" mit scharf abgegrenzten weißen Flecken hatten damals bereits einen merklichen Anteil. Doch auch Pferde mit cremefarbenem oder silbrigem Fell hatten sich in Europa verbreitet. Lediglich im heutigen Spanien scheinen sich die Farben über die Jahrhunderte hinweg und sogar bis ins Mittelalter hinein nicht verändert zu haben, ergab die Auswertung.

Die Explosion der Genvarianten vor 5.000 Jahren deute darauf hin, dass der Mensch in dieser Zeit in der eurasischen Steppe die ersten Pferde domestizierte, erklären die Wissenschaftler – eine Aussage, die sich auch mit den Ergebnissen von Archäologen deckt, die diese erste Domestizierung des Pferdes auf die Zeit vor etwa 5.500 Jahren datierten. Durch gezielte Auswahl farblicher Mutanten schuf der Mensch in den folgenden Jahrhunderten schnell eine immer größere Vielfalt an Fellfarben.

Aus genetischen Analysen können Wissenschaftler immer genauer auf die Entwicklungsgeschichte von Haustieren schließen. So entdeckten schwedische Forscher im vergangenen Jahr die Genveränderung, die für die weiße Fellfärbung von Schimmeln verantwortlich ist. Die Mutation beeinflusst insgesamt vier Gene, die mit den Pigmentzellen, den sogenannten Melanozyten, zu tun haben. Diese Gene bewirken, dass die Tiere innerhalb weniger Jahre ihre Fellfarbe verlieren – ähnlich dem Ergrauen des Haars beim Menschen. So wird das Fell der in einer beliebigen Farbe geborenen Pferde bereits in jungen Jahren weiß. Da die Genveränderung bei allen sogenannten echten Schimmeln gleich ist, vermuten die Forscher, dass diese Tiere alle auf einen gemeinsamen Urahnen zurückgehen. (ud)

Weitere Informationen:
Zur Originalarbeit der Forscher