28.05.2008
Tarnung auf Sparflamme
Chamäleons geben sich bei Feinden mit schlechtem Farbsehen weniger Mühe bei der Anpassung an den Untergrund
Sie sind ein Symbol für die schnelle Veränderung des Äußeren: Chamäleons können ihre Hautfarbe der jeweiligen Umgebung anpassen und sich damit perfekt tarnen. Sie sind damit nicht allein im Tierreich – manche Fische oder Frösche verfügen über ähnliche Fähigkeiten. Doch wie fein Chamäleons diese Farbveränderungen an die Wahrnehmung der jeweiligen Feinde anpassen können, hat Zoologen aus Südafrika und Australien nun überrascht: Je nachdem, ob sich eine Schlange oder ein Vogel nähert, variiert der Eifer, mit dem sich die Reptilien um Tarnung bemühen, zeigten Experimente.
![]() |
Als Versuchsobjekte dienten den Forschern 16 Exemplare der in Südafrika beheimateten Zwergchamäleons, die sie mit zwei verschiedenen Schreckensszenarien konfrontierten: Im einen Fall erschien auf einem Ast über den Tieren das lebensechte Modell einer Afrikanischen Baumschlange, im zweiten Fall jagte ein ebenfalls aus Kunststoff gefertigtes Modell eines Fiskalwürgers den Reptilien Angst ein – ein Vogel, der die Angewohnheit besitzt, seine Opfer beim Fressen der besseren Handhabung wegen an den langen Dornen eines Busches aufzuspießen.
Die Reaktion der Chamäleons auf die Vögel fiel drastischer aus als bei den Schlangen, ergaben die Experimente: Zeigte sich ein Vogel, achteten die Reptilien extrem sorgfältig darauf, farblich mit dem Untergrund zu verschmelzen, während sie bei den Schlangen eine eher nachlässige Tarnung betrieben. Dieses unterschiedliche Engagement bei der Tarnung könnte zwei Gründe haben, erklären die Wissenschaftler. Der erste Grund sei schlichtweg, dass Vögel viel häufiger sind als Schlangen und daher auch eine größere Bedrohung für die Chamäleons darstellen. Der evolutionäre Druck habe daher zu dem besonders engagierten Tarnverhalten geführt.
Wahrscheinlich ist jedoch auch die zweite Erklärung: Schlangen sind Trichromaten und können daher Farben nicht annähernd so gut wahrnehmen wie Vögel, die mit vier Rezeptoren zur Farbwahrnehmung ausgestattet sind. So reicht es für die Chamäleons völlig aus, sich bei Erscheinen einer Schlange nur ungefähr der Farbe des Untergrunds anzupassen, um in der Wahrnehmung des Räubers damit zu verschmelzen. So könnten die Tiere Ressourcen sparen, denn selbst für Chamäleons sei die farbliche Anpassung an den Untergrund mit einem Energieaufwand verbunden, sagen die Wissenschaftler.
Generell färbten sich die Reptilien in Anwesenheit der Schlangen etwas heller als der Untergrund. Das kommt auch der Tatsache entgegen, dass sich Schlangen eher vom Boden aus nähern als von oben und sie daher die Chamäleons eher gegenüber dem hellen Hintergrund sehen – im Gegensatz zu den Vögeln, die ihre Angriffe in der Regel von oben beginnen. (ud)