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03.11.2010

Wie blaues Licht kreativ macht

Forscher sind der Wirkung von Farben im Gehirn auf die Spur

Farbgestalter wissen es längst: Blau steigert die Kreativität und weckt Emotionen, grün wirkt beruhigend. Doch wie entstehen diese Farbwirkungen? Verändert sich etwas im Gehirn von Menschen, die blauem oder grünem Licht ausgesetzt sind? Hirnforscher aus Belgien, England und der Schweiz sind diesen Fragen nachgegangen und fanden heraus: Blaues Licht beeinflusst deutlich messbar die Reaktion des Gehirns auf Sinnesreize. Die Ergebnisse der Wissenschaftler könnten ein erster Schritt für das Verständnis der Wirkung von Farbe auf die menschliche Wahrnehmung sein.

Blaues Licht fördert die Kreativität – kein Wunder, dass Blau eine der beliebtesten Farben ist. Foto: concoon, Photocase.com
Blaues Licht fördert die Kreativität

Die Wissenschaftler nutzten für ihre Studie einen sogenannten funktionellen Magnetresonanztomografen – ein Gerät, mit dem sich das Gehirn gewissermaßen in Echtzeit bei der Arbeit zuschauen lässt: Während ein Proband beispielsweise eine Denkaufgabe löst, macht der Tomograf die Aktivität der einzelnen Hirnregionen sichtbar, die an dem jeweiligen Denkprozess beteiligt sind. Daraus können Wissenschaftler dann schließen, wie die einzelnen Hirnregionen beim Lösen der Aufgabe zusammenarbeiten.

In ihrer Studie zur Farbwirkung spielten die Wissenschaftler den 17 Probanden Aufnahmen von Männer- oder Frauenstimmen vor, die bedeutungslose Fantasieworte von sich gaben und dabei entweder ärgerlich klangen oder eine neutrale Gefühlslage vermittelten. Die Studienteilnehmer hatten lediglich zu beurteilen, ob die Stimmen jeweils einem Mann oder einer Frau gehörten. Während dieser Tests setzten die Forscher die Probanden entweder blauem oder grünem Licht aus und beobachteten, wie die Farbe des Lichts die Verarbeitung des Gehörten beeinflusste.

Die Unterschiede, die sich dabei zwischen beiden Farben zeigten, waren überraschend deutlich: Eine Bestrahlung mit blauem Licht verstärkte im Vergleich zu grünem Licht die Reaktionen der für die Sprachverarbeitung zuständigen Hirnregion auf die emotionalen Reize, die von den ärgerlichen oder neutralen Stimmen ausgelöst wurden. Zudem bewirkte das blaue Licht eine stärkere Kopplung des Sprachzentrums mit der Amygdala, einer Hirnregion, die bei der emotionalen Bewertung von Situationen eine Schlüsselrolle spielt. Eine engere Verbindung verzeichneten die Forscher außerdem zum Hypothalamus, einem Bereich des Gehirns, der die biologischen Rhythmen des Organismus taktet.

Mit diesen Beobachtungen haben die Wissenschaftler nachgewiesen, dass farbiges Licht einen direkten Einfluss auf die Regelkreise hat, mit denen das Gehirn auf äußere Reize reagiert. Wie dieser Einfluss jedoch genau zustande kommt, darüber können die Wissenschaftler bislang jedoch nur spekulieren. Möglicherweise sind spezielle lichtempfindliche Zellen in der Netzhaut dafür verantwortlich, sogenannte Ganglienzellen, die erst vor wenigen Jahren entdeckt wurden und die mit dem eigentlichen Sehen nichts zu tun haben – das übernehmen bekanntermaßen die Zellen in den Stäbchen und Zapfen. Diese speziellen Zellen sprechen auf einfache Lichtreize an und sind eng mit dem Hypothalamus verdrahtet. Sie dienen so beispielsweise als Taktgeber für den menschlichen Tag-Nacht-Rhythmus.

Frühere Experimente hatten bereits gezeigt, dass die Ganglienzellen der Netzhaut besonders empfindlich auf blaues Licht jener Wellenlängen reagieren, das die Forscher in ihren Experimenten einsetzten. Dies könnte ein Hinweis darauf sein, dass die Wirkung des blauen Lichts überhaupt nicht auf den eigentlichen Sehvorgang zurückgeht, sondern durch den Einfluss der Ganglienzellen in der Netzhaut ausgelöst wird. Die genauen Zusammenhänge könnten nur in weiteren Studien aufgeklärt werden. Diese könnten dann auch Aufschluss darüber geben, warum Lichttherapien bei zahlreichen psychischen Erkrankungen eine heilende Wirkung zeigen könnten. (ud)

Weitere Informationen ...

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