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18.01.2012

Wissenschaftler bestimmen die Farbe der Milchstraße

Unsere Heimatgalaxie ist weiß: Diese wenig überraschende Erkenntnis ist keineswegs selbstverständlich, erklären Astronomen

Die Frage scheint denkbar simpel: Welche Farbe hat die Milchstraße? Wer in einer klaren Nacht in den Sternenhimmel blickt, wird natürlich behaupten: Sie ist weiß. Doch so sicher ist das nicht, mussten Astronomen bisher einschränken – sie könnte nämlich auch rötlich oder bläulich sein wie andere Galaxien. Ein Team amerikanischer Forscher hat nun mit einer Analyse von fast einer Million Galaxien die definitive Antwort gefunden: "Die Milchstraße ist weiß wie frisch gefallener Schnee an einem Morgen kurz nach Sonnenaufgang", fassen die Forscher in romantischen Worten ihr Ergebnis zusammen.

Viele Großstadtmenschen haben es wegen des vielen Streulichts über den Ballungszentren noch nie gesehen: das helle Band der Milchstraße, das sich über den Himmel zieht. Foto: Steve Jurvetson, CC-Lizenz
Milchstraße, Foto: Steve Jurvetson, CC-Lizenz

Die Schwierigkeit bei der Fragestellung ist, dass unser Sonnensystem und damit die Erde selbst Teil der Milchstraße sind. Somit fehlt der umfassende Blick auf das Ganze, auch wenn in unserer Heimatgalaxie – einer Ansammlung von mehr als 100 Milliarden Sternen – die Erde etwas am Rand liegt. Wohin auch immer die Astronomen ihre Teleskope richten: Nach kosmischen Begriffen nahe gelegene Sternenhaufen und Wolken aus Gas und Staub vernebeln die Sicht. Das sei etwa so, als wolle man die Farbe der gesamten Erde bestimmen, aber könne nur den amerikanischen Bundesstaat Pennsylvania auf einmal erkennen, erklärt Jeffrey Newman von der Universität in Pittsburgh, einer der an der Untersuchung beteiligten Wissenschaftler.

Die Forscher gingen für ihre Arbeit daher einen Umweg: Sie nutzten die Daten von fast einer Million anderer Galaxien, die in einem internationalen Forschungsprojekt gesammelt worden waren. In dieser Sloan Digital Sky Survey (SDSS), an der unter anderem deutsche Wissenschaftler beteiligt sind, wird etwa ein Viertel des sichtbaren Himmels mit einem Teleskop systematisch abgetastet. Mithilfe der Daten konnten die Wissenschaftler Galaxien identifizieren, die der Milchstraße besonders ähnlich sind und deren Farbspektrum daher dem unserer Heimatgalaxie entsprechen dürfte.

Bestimmend für die Farbe einer Galaxie ist neben der absoluten Zahl der Himmelskörper, aus der sie besteht, der Anteil besonders heller Sterne: Kurz nach ihrer Geburt, wie Astronomen sagen, sind Sterne besonders hell und heiß und schimmern häufig bläulich.

Detailaufnahmen zeigen: Die Sterne in der Milchstraße sind keineswegs immer weiß. Foto: public domain
Farbige Sterne, Foto: public domain

Doch dieses blaue Leuchten ist nach astronomischen Maßstäben nur von kurzer Dauer. Galaxien, in denen viele neue Sterne entstehen, schimmern daher bläulich, während das Farbspektrum in älteren Sternsystemen ins Rötliche geht. Die Milchstraße liegt etwa zwischen beiden Extremen und ist damit weiß. Ihr Farbspektrum entspricht dem einer gewöhnlichen Leuchtstoffröhre mit einer Farbtemperatur von 4.700 bis 5.000 Kelvin – oder eben dem Licht eines sonnigen Wintermorgens.

Für den Menschen, der in einer klaren Nacht mit bloßem Auge in den Himmel blickt, dürfte diese Erkenntnis allerdings nicht von Bedeutung sein: Er sieht die Sterne und damit auch die Milchstraße ohnehin überwiegend in Weiß. Für das menschliche Auge ist das Sternenlicht bis auf wenige Ausnahmen zu schwach, als dass es darin überhaupt Farben erkennen könnte. (ud)